Zum letzten Mal richtet Ironman Switzerland den Wettkampf in Zürich aus, bevor er ab nächstem Jahr in Thun stattfindet. Für mich war das die letzte Chance an diesem Ereignis in Zürich teilzunehmen – natürlich „nur“ mit der Triathlon Kurzdistanz, um hier keine Verwirrung zu stiften.
Die „Marke“ heisst Ironman Switzerland, gestartet bin ich für den Triathlon in der Kurzdistanz (500 Meter schwimmen – 20 km Radfahren – 5 km laufen). Rund neun Monate habe ich mich auf diesen Wettkampf vorbereitet, ich war zweimal pro Woche schwimmen, einmal laufen und einmal Velo fahren. Und nun ist der da, der grosse Tag, vergleichbar mit Schwangerschaft und der Geburt eines Babys. Kurz zuvor fühlt man sich einfach bereit und will das bevorstehende Ereignis nicht mehr hinauszögern.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Um 5.15 Uhr klingelte der Wecker – um 6.20 Uhr ging es dann mit dem Zug nach Zürich. Ich liebe die Stimmung am frühen Morgen, wenn die Stadt aus dem Schlaf erwacht. Im Ironman Village angekommen, bin ich direkt zur Wechselzone gefahren, da das letztmögliche Checkin der Bikes eine Stunde vor dem Start war. Um in die Wechselzone zu gelangen, musste ich mich mit meiner Startnummer und dem Armband mit Startnummer, QR-Code und Namen ausweisen, welches ich am Tag zuvor erhalten habe. Das ist auch sinnvoll, denn es stehen wirklich unzählige wertvolle Räder dort, abgesehen von den persönlichen Gegenständen, die man während des Wettkampfes nicht bei sich tragen kann. Mein Platz war in Reihe K, 1221.

Die Helfer haben uns eingewiesen, wie genau wir vom Schwimmen zum Velo gelangen und wo es dann zur Velostrecke geht und wieder zurück vom Velo zum Laufen. Bevor wir zur 500 m entfernten Schwimmstrecke gegangen sind, hat jeder Teilnehmer noch einen elektronischen Chip zur Zeitmessung der drei Disziplinen erhalten, den wir am linken Fussknöchel befestigen mussten.

Schwimmen
In der Badi Mythenquai angekommen, herrschte bereits reges Treiben. Einige Athleten haben sich eingeschwommen, andere gestrecht. Ich habe mich eingelaufen und gebannt dem Start der Männer zugeschaut, die 20 Minuten vor den Frauen dran waren. Es gab drei Blöcke, in die sich jeder selbst einstufen musste – schnelle Schwimmer, mittelschnell und langsam. Da ich die wildesten Geschichten gehört habe, dass ich bloss nicht zu weit vorne starten solle, da man sonst von den anderen unter Wasser gedrückt werden könne in der Masse, habe ich mich für das letzte Drittel entschieden. Im Fünfsekundentakt sind jeweils 5 Schwimmer gestartet. Diese letzten Sekunden waren mit einer positiven Anspannung gefüllt, bis es für mich losging. Im Wasser habe ich schnell gemerkt, dass einige Schwimmer vor mir langsamer unterwegs sind als gedacht und ich mich doch nicht so weit hinten hätte anstellen sollen. Gar nicht so einfach, die Schwimmer zu überholen, wenn man mitten drin ist. Also bin ich von meiner Position nach rechts quasi zickzack nach aussen geschwommen, um mir den Weg nach vorne zu bahnen. Das Schwimmen lief erstaunlich gut, wobei ich dann doch im Vergleich zum Schwimmbad mehr Zeit für diese Distanz mit 16.15 Minuten aufgebracht habe. Der Ausstieg aus dem Wasser verlief über eine Stufe. Volunteers haben uns beim Ausstieg geholfen. Vom See bin ich dann mit etwas „wackeligen Beinen“ in die Wechselzone gelaufen.

Dann habe ich versucht, mir schnell Socken und Schuhe anzuziehen und den Helm aufzusetzen und mit dem Velo zur Startlinie zu gehen. In der Wechselzone 1, also gerechnet vom Seeausstieg bis ich auf dem Rad habe ich tatsächlich 4.54 Minuten aufgewendet – schnell ist anders…
Velofahren
Der Velokurs ging von der Landiwiese kurz vor dem Seebecken zurück nach Wollishofen bis nach Kilchberg und wieder zur Landiwiese. Diese Runde von 10 km galt es zweimal zu fahren. Alles flach, alles gut soweit.

Bei km 8 etwa bin ich aber nur um wenige Sekunden einem Unfall entronnen. Auf unserer Strassenseite kam eine Radfahrerin, die privat unterwegs war, wie aus dem Nichts hervor uns fuhr in entgegengesetzter Fahrrichtung auf unserer schmalen Fahrradspur. Mein Vordermann und ich hatten Glück und konnten ihr ausweichen, doch die Fahrerin hinter uns ist mit einem lauten Knall zu Boden gefallen. Dann habe ich nur noch „Shit“ vernommen. Ich war kurz davor anzuhalten und ihr zu helfen, doch dann eilten schon Zuschauer zu ihr. Was macht man in einer solchen Situation fragte ich mich? Erste Hilfe leisten ist nicht nur eine gesetzliche, sondern auch eine moralische Pflicht. Aber wie verhält sich das im Wettkampf?! In diesem Fall wurde mir die Entscheidung abgenommen. In der zweiten Runde habe ich gesehen, dass Sanitäter und die Polizei bei der Velofahrerin waren, die zwar auf den Beinen stehen konnte, aber aus dem Wettkampf ausscheiden musste. Diese unglückliche Szene hat mich bis zur Zieleinfahrt verfolgt. Für diese Disziplin habe ich 44.12 Minuten benötigt – ich bin zufrieden.
Laufen
Den Wechsel vom Radfahren zum Laufen fand ich am schwierigsten. Die Beine waren träge und die ersten 500 Meter bin ich nicht recht in den Laufrhythmus gekommen. Aber ich brauche immer einen Kilometer zum Einlaufen. Daher habe ich auf die Zähne gebissen und bin weitergelaufen.

Die Zuschauer auf der Strecke haben mich angefeuert, das hat mich motiviert, etwas mehr Gas zu geben. Es ist unglaublich was der Jubel von den Zuschauern für einen Kick gibt – sonst steh ich auf der anderen Seite an der Laufstrecke und feuere die Läufer und meinem Mann Ruben an, der ein ambitionierter Ultraläufer (u.a.100 km) ist. Nach Kilometer 3 habe ich auf die Uhr geschaut und realisiert, dass eine Zeit von unter 30 Minuten noch drin liegen kann, wenn ich an Tempo zulege. Und dann habe ich an die SMS gedacht, die Ruben mir kurz vorm Start gesendet hat: „Der Trick beim 5-km-Lauf ist: 1 km einlaufen, bei 2 km bist du drin, bei 3 km schon mehr als die Hälfte, 4 km nur noch 12 – 13 Minuten und 5 km – der letzte Kilometer geht immer“. Gesagt, getan.

Mit einer persönlichen Laufbestzeit von 29.25 bin ich ins Ziel eingelaufen. Meinen zweiten Triathlon habe ich in einer Gesamtzeit von 1.37.11 Stunde absolviert. Ich freue mich über diese Zeit und habe Feuer gefangen…
